Die Evolution der Drachen der Untätigkeit

Aktuelle Erkenntnisse zur Lücke zwischen Wissen und Handeln

von Katharina van Bronswijk, Jan-Ole Komm & Ingo Zobel

Abstract. Mit den »Drachen der Untätigkeit« beschrieb der Umweltpsychologe Robert Gifford (2011) psychologische Handlungsbarrieren im Kontext der Klimakrise – sie liefern Erklärungsansätze für die Diskrepanz zwischen Handlungsabsicht und tatsächlicher Umsetzung auf individueller Ebene. Warum setzt sich die Mehrheit der Menschen einerseits mit Nachhaltigkeitsfragen auseinander, ergreift andererseits aber nicht die notwendigen Handlungsschritte für positive Veränderungen? Die Ursachen für dieses Ungleichgewicht sind vielfältig. Im nachfolgenden Kapitel werden psychische Barrieren dargestellt, die notwendige Handlungsweisen behindern. Die in diesem Kapitel vorgestellten Drachen der Untätigkeit setzen sich aus sieben »Drachenfamilien« zusammen, welche ihrerseits »Unterarten « haben. Abseits von Barrieren, die das eigene Verhalten behindern, können letztlich aber auch die Versuche, klimagerecht zu handeln, ineffektiv oder gar kontraproduktiv sein. Faktoren außerhalb der eigenen Handlungsmöglichkeiten werden mit den Drachen nicht betrachtet.

In einfachen Worten. Robert Gifford ist Umweltpsychologe. In seiner Arbeit über die Drachen der Untätigkeit beschreibt er psychologische Barrieren. Er nennt diese Barrieren Drachen, die unserem Aktivwerden für Klima und Natur im Wege stehen. Hinter jedem Drachen steckt ein Problem, das wir überwinden müssen, um das Klima zu schützen. Dabei gibt es äußere und innere Barrieren. Äußere Barrieren sind zum Beispiel begrenzte Möglichkeiten. Innere Barrieren haben mit dem menschlichen Denken, Gefühlen oder der Persönlichkeit zu tun. So erklärt Gifford den Unterschied zwischen der Art, wie Menschen handeln wollen, und der Art, wie sie es tun.

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Illustration: Jai Wanigesinghe

Katharina van Bronswijk ist als Psychologische Psychotherapeutin in der Lüneburger Heide niedergelassen und als Dozentin tätig. Sie ist Sprecherin der Psychologists for Future, publiziert und hält Vorträge zur Psychologie der Klimakrise.

Jan-Ole Komm ist Psychologe mit Schwerpunkt Umweltpsychologie. Er engagiert sich innerhalb verschiedener aktivistischer und wissenschaftlicher Projekte zum Thema Umweltschutz und Klimagerechtigkeit.

Ingo Zobel, Prof. Dr., hatte während seines Diplomstudiums das erste Mal Einblick in Forschung zu sozio-technischen und psychologischen Umweltfragen am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme/Freiburg. Nach dem Studium forschte er zur Wirksamkeit verschiedener Psychotherapieformen und hat aktuell eine Professur für Forschungsmethoden und Allgemeine Psychologie an der Hochschule Fresenius in Berlin.

DOI: https://doi.org/10.30820/9783837978018-105