Die Medienwende in der Klimakrise

Zur Doppelrolle von Journalist:innen in der Bewusstwerdung des Ausmaßes der Krise

von Lea Dohm & Sara Schurmann

Abstract. Mitten in der Klima- und Biodiversitätskrise ist auch vielen Journalist:innen nicht ausreichend bewusst, wie schnell und massiv gesellschaftliche Veränderungen vorgenommen werden müssen, um den dramatischen Verlauf der Krisen noch abzumildern. Faktenwissen und Problembewusstsein sind im Journalismus von besonderer Bedeutung, um der medialen Kontrollfunktion gerecht zu werden – und die Gesellschaft so durch notwendige Diskussion zu navigieren. Der journalistischen Berichterstattung kommt so in der Klima- und Biodiversitätskrise eine Sonderrolle zu. Einerseits bildet sie täglich das Ausmaß des gesellschaftlichen Klimabewusstseins ab, andererseits prägt sie dieses Bewusstsein entscheidend mit. Die Autorinnen beschreiben beispielhaft psychologische und journalistische Faktoren, die die Bewusstwerdung der Krise hemmen.

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Illustration: Jai Wanigesinghe

Das Kapitel ist in leicht gekürzter Form auch bei Übermedien erschienen.

In einfachen Worten. Wenn das Klima sich verändert, wird die Erde zu heiß. Dann können nur noch wenige Menschen und Tiere gut auf der Erde leben. Deswegen müssen wir alle verstehen, wie wichtig Klimaschutz ist. Klimaschutz ist damit wichtiger als alle anderen Themen. Wenn Menschen viel und oft von der Klimakrise lesen, können sie das Problem besser verstehen. Dafür müssen alle Medien ganz oft darüber berichten. Das Problem muss auch immer wieder als erstes in den Nachrichten kommen. Um die Klimakrise gut zu verstehen, ist es wichtig, sie zu fühlen. Zeitungen, Radio- und Fernsehsender können uns dabei helfen. Sie können zeigen, dass Klimaschutz für jeden Menschen wichtig ist und wir sonst in großer Gefahr sind. Solche Berichte können Angst machen, deswegen soll immer dazugeschrieben werden, was wir tun können. Journalist:innen können jetzt zeigen, wie wichtig sie sind und was sie können. Journalist:innen sind gerade so wichtig, dass sie sogar unseren Planeten retten können.

Lea Dohm ist Diplom-Psychologin, tiefenpsychologisch fundierte Psychologische Psychotherapeutin und selbstständig in eigener Praxis nahe Hannover. Sie ist Mit-Initiatorin der Psychologists/Psychotherapists for Future (Psy4F) und dort vor allem im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und Koordination aktiv.

Sara Schurmann arbeitet seit zehn Jahren als Journalistin, unter anderem für den Tagesspiegel, Gruner+Jahr, Vice, Zeit Online und funk. 2018 wählte sie das Medium Magazin unter die »Top 30 bis 30«. Sie beschäftigt sich seit drei Jahren intensiv mit der Klimakrise, das ganze Ausmaß wurde ihr aber erst vor einigen Monaten bewusst. Daraufhin veröffentlichte sie einen offenen Brief an ihre Kolleg:innen, um eine Diskussion über die Klima-Berichterstattung anzustoßen.

DOI: https://doi.org/10.30820/9783837978018-159