Klimapsychologie – Psychologie der Klimakrise
In den verschiedenen Teilgebieten der Psychologie gibt es eine Vielzahl von wissenschaftlich evaluierten Theorien, die auch auf die Klimakrise angewendet werden können. Diese dienen als Erklärungsmodelle zum Umgang mit Herausforderungen, abweichenden Meinungen, unerwünschten negativen Informationen und der möglicherweise daraus entstehenden Belastung. Wir möchten auf diesen Seiten einen Einblick in eine Auswahl dieser Modelle und Theorien geben, ohne dabei Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.
Unser Buch: „Climate Action – Psychologie der Klimakrise“
– ab August im Handel
Die Autor:innen des Sammelbandes beleuchten aus psychologischer und interdisziplinärer Sicht die Hindernisse, die einer angemessenen Auseinandersetzung mit der Krise im Wege stehen. Sie bieten Inspirationen für den Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels und stellen Grundideen für ein konstruktives und kollektives Handeln dar.
Was sagt die Psychologie zur Klimakrise?
Psychische Prozesse im Umgang mit der Klimakrise
Skepsis, Widerstand, Bagatellisierung, Verdrängung – all diese Formen des defensiven Umgangs mit dem globalen Klimawandel, der Bewältigung der Klimakrise und ihrer prognostizierten existenziellen Folgen für Individuen und Gesellschaft lassen sich psychologisch erklären. Dabei scheint es nicht einen entscheidenden psychologischen Prozess zu geben. Verschiedene Bewältigungsstrategien können, auch in Abhängigkeit von individuellen Ressourcen und kognitiven Schemata, eine Rolle spielen. Gemeinsam sind ihnen die Funktionen, unser subjektives Wohlbefinden (kurzfristig) aufrechterhalten und unseren Lebenskontext als stabil wahrnehmen zu können.
weiterlesen…Kommunikation in der Klimakrise
Seit vielen, vielen Jahren werden wissenschaftliche Vorträge über das Thema Klimakrise gehalten. Es werden politische Reden gesprochen und Plakate aufgehängt. Lange wurden diese Vorträge und Reden in kleinen, wissenschaftlichen Kreisen gehalten, die dann politisch nach außen getragen wurden. Mittlerweile erleben wir Vorträge über das Thema auch in unserem etwas alltäglicherem Leben. Auf Fachtagungen, in der Universität, in der Schule, am Arbeitsplatz, manchmal auch im Freundeskreis. Diese Veränderungen zum Anlass nehmend, beschäftigt sich eine Gruppe der Psychologists4Future mit dem Thema öffentliche Kommunikation und beleuchtet dabei verschiedene Aspekte.
weiterlesen…„Klimaangst“
Die inflationäre Verwendung des Begriffes Klimaangst ist im Rahmen der öffentlichen Diskussion um die Klimakrise als Folge des menschengemachten Klimawandels zu einem eigenen Phänomen geworden. Dieses Phänomen droht, die Bedeutung der Klimakrise zu verdecken. Vor diesem Hintergrund bieten wir als Psy4F an dieser Stelle einen differenzierten Umgang mit dem Begriff und dem Phänomen der sogenannten Klimaangst an. Unser Ziel ist, den Diskurs zu versachlichen und den Blick auf das Grundproblem der Klimakrise zu wenden.
weiterlesen…Klimaresilienz
Krisen sind, in unterschiedlicher Form, ein immer wiederkehrender Zustand auf individueller, aber auch gesellschaftlicher Ebene. Der Umgang und das Erleben der Krisen ist von der Art der Krise abhängig. Die Klimakrise offenbart unterschiedliche Bewältigungsstrategien, die von Vermeidung hin zu Aktionismus führen können. Wie kann das psychologische Konzept der Resilienz helfen, um Krisen zu bewältigen?
weiterlesen…Umgang mit der Leugnung der Klimakrise
Themen wie die Klimakrise anzusprechen, kann Überwindung kosten, insbesondere wenn ich nicht weiß, wie mein*e Gesprächspartner*in darauf reagieren wird. Der Beitrag gibt einen Überblick über Tipps, Strategien und weitere Materialien.
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Sozialpsychologische Grundlagen
Viele Phänomene, die mit menschlichem Verhalten im Angesicht der Klimakrise im Zusammenhang stehen, lassen sich sozialpsychologisch erklären: Wie entwickelt sich ein Problem- und Verantwortungsbewusstsein? Wie lässt sich die Lücke zwischen Einstellung und Verhalten erklären? Welche sozialen Faktoren beeinflussen unser Verhalten?
weiterlesen…Umweltpsychologie
Ein Bereich der Psychologie hat sich bereits seit längerem mit umweltrelevanten Fragen beschäftigt: die Umweltpsychologie. Sie ist eine Disziplin, die sich mit dem Denken, Fühlen und Handeln von Individuen in ihrer Umwelt sowie mit der Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt beschäftigt. Dabei hat sie in den letzten Jahrzehnten vermehrt auch zu klimarelevanten Fragen geforscht, z.B. „Wie motivieren soziale Normen unser umweltschützendes Verhalten?“, „Welche Werte sollten bei Kampagnenarbeit hervorgehoben werden?“ oder „Welche Prozesse verleihen uns während Protesten ein Wirksamkeitserleben?“
weiterlesen…Existenziell-psychotherapeutische Sicht
Ein breiter Konsens seriöser Forschung warnt vor dem Szenario einer bald nicht mehr abzuwendenden Spirale des menschengemachten Klimawandels. Trotzdem scheinen sowohl große Teile der Bevölkerung als auch der Entscheidungsträger sich nicht für die drohende Zerstörung der Welt, wie wir sie kennen, angemessen zu interessieren. Die düsteren Prophezeiungen der Klimawissenschaftler werden heruntergespielt oder sogar geleugnet, die nötigen klimapolitischen Schritte werden nicht unternommen. Der Beitrag betrachtet diese Phänomene aus der Perspektive der Existenziellen Psychotherapie und versucht hierbei, sowohl auf mögliche Ursachen und Mechanismen dieser Verdrängung hinzuweisen als auch konkrete psychotherapeutische „Interventionen“ abzuleiten.
weiterlesen…Verhaltenstherapeutische Sicht
Wenn auch nur die Möglichkeit besteht, dass die Prognosen zum Klimawandel zumindest teilweise zutreffen und wir Menschen demnach gerade dabei sind unsere Lebenswelt zu zerstören, dann müsste das doch Anlass sein, unser Verhalten wenigstens sicherheitshalber zu ändern. Das tun viele Menschen aber offenbar weiterhin nicht oder nicht in ausreichendem Ausmaß, und es stellt sich die Frage: Warum verhalten sich intelligente Menschen so unvernünftig?
weiterlesen…Psychodynamische Sicht
Psychotherapie, die jenseits der Couch und außerhalb des Behandlungszimmers nicht nur das Seelenleben, sondern auch den Menschen in der Welt, versucht zu verstehen, die Abwehrmechanismen von Verneinung, Leugnung, Verleugnung, Projektion, Spaltung usw., ist notwendig, um die fortschreitende Klimakatastrophe in Worte zu fassen, die Ängste der Menschen auszuhalten und zu versuchen, dann im Angesicht der nicht mehr abgewehrten, uns so große Angst bereitenden Realität neu handlungsfähig zu werden zu können.
weiterlesen…Theorie der moralischen Entscheidungen
Umweltschützendes Verhalten hängt ab von: persönlichen Normen, sozialen Motiven (wird das Verhalten vom sozialen Umfeld toleriert oder nicht) und weiteren Motiven wie bspw. die Kosten-Nutzen-Einschätzung (vgl. Erwartung mal Wert-Modell).
weiterlesen…Terror-Management-Theorie
Die Terror-Management-Theorie (TMT) beschäftigt sich mit der Frage, was mit uns passiert wenn wir an die eigene Sterblichkeit erinnert werden. Seit ihrer Formulierung im Jahr 1986 wurde die TMT mehrere tausend Mal zitiert und es hat hunderte Veröffentlichung zur TMT gegeben – sie gehört damit zu den prominentesten Theorien der Sozialpsychologie.
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- Klimakrise – Gesellschaftskrise. Graphic records von der Fachtagung Klimapsychologie, 22.08.2020. Illustrationen von Jai Wanigesinghe.
- Lea Dohm: Vom Denken zum Handeln.
- Katharina van Bronswijk: Bilder im Kopf. Wie Framing die Klimadebatte beeinflusst.
- Thomas Kliche: Normalzerstörung: Psychische Wurzeln radikaler Verantwortungslosigkeit.
- Malte Klar: Klimaangst und Klimaresilienz. Emotionale Kompetenz in der Klimakrise.
- Gregor Hagedorn: Können wir durch die Strategien, mit denen wir die Mehrheit gewinnen wollen, den Erfolg gefährden?
Die meisten heute lebenden Menschen können gar nichts für das Ausmaß der Klimakrise. Doch es waren Menschen, die die Klimakrise verursacht haben. Massive Eingriffe in unsere Umwelt über viele Jahrzehnte und mehrere Generationen hinweg fallen uns nun gewaltig auf die Füße. Dies ist kein Alarmismus. Es ist die nüchterne Realität. Darüber müssen wir in diesem Buch eigentlich auch gar nichts mehr schreiben, denn es ist schon so viel dazu gesagt und geschrieben worden. Es ist überhaupt nicht mehr kontrovers, auch wenn manche immer noch glauben, sie könnten darüber verhandeln.
Wir wollen uns in unserem Buch „Climate Action – Psychologie der Klimakrise“ deshalb lieber auf menschliches Handeln in Reaktion auf die Klimakrise konzentrieren. Denn hier gibt es offensichtlich noch einiges zu tun. In Teil 1 des Buches werden wir dafür zunächst auf Handlungshemmnisse blicken, also wie es dazu kommen konnte und weiterhin kommt, dass wir als Menschen die Klimakrise nicht eingedämmt oder gar gelöst haben, statt zu einem (leider noch) fiktiven Szenario, in dem jene sozialen Kipppunkte erreicht werden, mit denen es zu weltweiten, kooperativen, ausreichenden Anstrengungen zur Eindämmung der Klimakrise kommen kann.
Im Gegensatz zu vielen anderen Werken, die sich mit menschengemachten Problemen beschäftigen, ist es uns zu unserer eigenen Erleichterung gelungen, dass der Lösungsfokus deutlich mehr Raum einnimmt als die »Problemtrance«. Wir können zwar keine Blaupause dafür vorlegen, wie ein echtes nachhaltiges Szenario erreichbar wäre. Doch wir möchten mit Teil 2 den Blick weiten: auf Handlungsmöglichkeiten, die schon bestehen. Und zwar insbesondere solche, die uns als Individuen nicht fortlaufend überfordern. Dieser Handlungsschwerpunkt klingt schließlich mit weiteren Einblicken in die gelebte Handlungspraxis aus.
Unser Buch ist interdisziplinär, international und inklusiv gedacht. Und es ist ein Experiment. Denn es dehnt den Rahmen eines strengen Fachbuches ziemlich weit, weil es uns wichtig war, möglichst viele Leser:innen über verschiedene Zugänge, eine möglichst allgemeinverständliche Sprache und auch eine direktere Ansprache erreichen zu können. Wir hoffen, dass das Buch nun nicht gerade den psychischen Prozessen, die wir in Teil 1 beschreiben, zum Opfer fällt, sondern im Gegenteil noch mehr Menschen die Augen öffnet, dass es höchste Eisenbahn ist. Verstehen Sie Teil 2 vor allem als Quelle für konstruktive Hoffnung und Zuversicht, handlungsleitende Motivation, wahrgenommene Verhaltenskontrolle, Entschlossenheit und regenerierende Energie. Als Ideen- und Impulsgeber dafür, dass wir es doch noch mit vereinten Kräften ans rettende Ufer schaffen – für #ClimateAction!
Fakten zum Buch:
- Titel: „Climate Action – Psychologie der Klimakrise. Handlungshemmnisse und Handlungsmöglichkeiten.“
- Buchreihe: Forum Psychosozial
- Verlag: Psychosozial-Verlag
- 417 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
- Erscheint im August 2021, 1. Auflage
- ISBN-13: 978-3-8379-3110-5, Bestell-Nr.: 3110
- DOI: https://doi.org/10.30820/9783837978018
- Mit Illustrationen von Jai Wanigesinghe
Psychologie im Umweltschutz
Diese Zusammenfassung des kostenlos downloadbaren Buches (Link) verschafft einen Überblick zu Selbstwirksamkeit, sozialen Normen und Emotionen – hierdurch können Kampagnen effektiver gestaltet und so klimafreundlichere Einstellungen und Verhaltensweisen in der Bevölkerung gefördert werden.