Über uns!
Warum wir?
Die akute Bedrohung unserer Lebensgrundlagen durch Erderhitzung und Umweltzerstörungen betrifft uns alle. Zu Recht sprechen die Fridays for Future von der größten Krise der Menschheit. Wissenschaftler*innen aus der ganzen Welt unterstützen diese Bewegung. Ihre Forschungsergebnisse belegen nicht nur den Einfluss des Menschen auf diese Entwicklung, sondern zeigen auch Lösungsansätze auf. Doch wir müssen schnell handeln und ökologisch nachhaltige politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen sind dafür unerlässlich. Wir als Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen sehen uns ebenfalls in der Verantwortung einen Beitrag zur Bewältigung der Klima- und Nachhaltigkeitskrise zu leisten.
Die Psychologists for Future / Psychotherapists for Future (Psy4F) sind eine überinstitutionelle und überparteiliche Gruppierung von Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen, die ihr psychologisches und therapeutisches Fachwissen in den Umgang mit der Klimakrise und zur Förderung einer nachhaltigen Zukunft einbringen. Wir sehen uns als Teil der “For Future”-Bewegung und stehen damit hinter den Forderungen der “Fridays for Future”.
Unsere Ziele
Hauptziel unserer Arbeit ist die Förderung von Klimaresilienz, sowohl individuell als auch gesellschaftlich.
Dazu gehört,
- das Bewusstwerden der Klimakrise,
- den emotionalen Umgang damit und
- konstruktives Handeln im Umgang mit der Klimakrise zu fördern,
- sowie Klima-Engagierte und -Gruppen zu unterstützen.
Unsere Grundprinzipien
In unserem Engagement richten wir uns an folgenden Grundprinzipien aus:
- die Autonomie der Menschen zu respektieren,
- Schaden für Mensch, Tier und Natur zu vermeiden,
- das Wohl der Menschen zu fördern,
- Menschenwürde sowie Menschenrechte zu achten,
- die Menschheit als Teil der an sich schützenswerten Natur zu betrachten.
Die Klimakrise ist menschengemacht. Sie erfordert Veränderungen im Verhalten und in unserem Zusammenleben. Diese Veränderungen setzen ein entschiedenes Vorgehen auf gesellschaftspolitischer Ebene voraus – sowohl zur Prävention weiterer Folgen der Klimakrise als auch zur rechtzeitigen Anpassung. Als Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen fühlen wir uns auch mit Blick auf unsere beruflichen Grundprinzipien dazu verpflichtet, bei diesem Veränderungsprozess unterstützend tätig zu sein.
Einen wichtigen Motor dieses Veränderungsprozesses stellt die globale Klimagerechtigkeitsbewegung dar. Wir sind der Ansicht, dass diese durch die Vielfalt der verschiedenen Akteur*innen profitiert und sehen Spaltungstendenzen innerhalb der Bewegung als nicht hilfreich an. Daher wollen wir uns für einen guten Zusammenhalt in der Klimabewegung, aber auch in unserer Gesellschaft einsetzen. Wir sehen uns, vor dem Hintergrund unserer Expertise, in einer besonderen Verantwortung, sowohl die Bewegung zu unterstützen, als auch den konstruktiven gesellschaftlichen Umgang mit der Klimakrise zu fördern.
Unsere Angebote
- Öffentlichkeitsarbeit, Workshops, psychologisch-fachliche Beratung und Vorträge zu Klimapsychologie und -resilienz,
- Coaching, psychosoziale Beratung und Konfliktmoderation oder Mediation für Klima-Engagierte,
- Gesprächsrunden zum emotionalen Umgang mit der Klimakrise,
- Vernetzung und Austausch für klimaengagierte Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen.
Unsere Arbeitsweise
Psy4F ist eine dezentral organisierte, koordiniert handelnde Organisation.
Wir richten uns an wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen aus. In unserer psychotherapeutischen Arbeit richten wir uns nach den psychotherapeutischen und ärztlichen Berufsordnungen der Landes- und Bundeskammern.
In Bezug auf verwandte Akteure streben wir zur Erreichung unserer Ziele einen lebendigen Austausch und Synergien mit anderen Gruppierungen der „For Future“-Bewegung und weiteren verwandten Klima-Akteuren an. Soweit Forderungen und gewaltfreie Aktionen im Sinne dieses Selbstverständnisses und unserer Stellungnahme von Mai 2019 sind, unterstützen wir diese. Die gewaltfreie Veränderung hin zu klimafreundlichen Strukturen unterstützen wir innerhalb unseres freiheitlich-demokratischen Rahmens mit unserem psychologischen Fachwissen.
In unserer Arbeit gibt es keinen Platz für Antisemitismus, Rassismus, Sexismus und andere Formen der Diskriminierung. In unserem Strukturpapier sind weitere Details unserer Arbeitsweise definiert (auf Anfrage erhältlich).
Es gibt mittlerweile im deutschsprachigen Raum und international ein großes Netzwerk von Gruppen, die sich für die Bewältigung der Klimakrise einsetzen:
Fridays For Future Deutschland
Parents for Future Deutschland
KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit
Katja Diehl – She drives mobility
Bei unserer Recherche zum Thema wurde von Tag zu Tag deutlicher, dass die Klima- und ökologische Krise auch ein psychologisches Problem ist, das bereits von vielen Seiten gut erforscht ist. Innerhalb weniger Wochen fanden sich mehr und mehr Kolleg*innen, die bis heute bereit sind, einen Teil ihrer Freizeit für unentgeltliches, ehrenamtliches Engagement in dieser Initiative bereitzustellen.
Am 21. Mai 2019 veröffentlichten wir unsere Stellungnahme mit mehr als 100 Erstunterzeichnungen. Von Woche zu Woche entstanden nun weitere Projekt- und Regionalgruppen, neue Ideen, Herangehensweisen und Vernetzungen. Unser Ziel ist es, öffentlich mit unserem Fachwissen wirksam zu werden und gesellschaftlich Einfluss zu nehmen.
Als erste Schwerpunkte bildeten sich schnell eine Projektgruppe „Mental Health für Aktivist*innen“ und viele unterschiedliche regionale Vernetzungen mit unseren Kolleg*innen von den Scientists for Future.
Die Weitergabe des vorhandenen psychologischen Wissens an Aktivist*innen der Fridays for Future Bewegung und andere Multiplikatoren, das eigene Aktivwerden und Aufzeigen von Möglichkeiten in dieser gesellschaftlichen Bewegung sind erklärte Ziele von Psychologists / Psychotherapists for Future.
Unsere Projekt- und Regionalgruppen sind im Wachstum und erweitern sich wöchentlich. Sie sind herzlich eingeladen, Teil unseres Projektes zu werden und den notwendigen gesellschaftlichen Wandel aktiv zu unterstützen.
Stellungnahme von Psycholog*innen, ärztlichen & psychologischen Psychotherapeut*innen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen zu den Protesten für mehr Klimaschutz
– #Psychologists4Future / #Psychotherapists4Future –
Die aktuellen Proteste der Klimabewegung sind konsequent, klar und gut begründet. Eine weiterhin so schnelle Erderwärmung gefährdet unsere natürlichen Lebensgrundlagen sowie unsere körperliche und psychische Unversehrtheit. Sie ist eine existenzielle Bedrohung.
Diverse internationale psychologische und medizinische Fakultäten forschen bereits seit vielen Jahren an den Zusammenhängen zwischen Klimawandel und Psychologie / Psychotherapie. Die American Psychological Association beispielsweise hat bereits 2008 zu diesem Zweck eine entsprechende „Task Force“ gegründet. Als Berufsgruppe sehen wir uns in der Verpflichtung, unser Expertenwissen einzubringen.
Aus wissenschaftlich fundierten Quellen ist bekannt:
- Klimawandel und die ökologische Krise werden intuitiv unterschätzt. Damit verbundene als unangenehm erlebte Affekte werden mittels psychischer Abwehrprozesse (individuell und kollektiv) unbewusst gehalten. Nicht nur viele einzelne Menschen, auch viele Politikerinnen verkennen dadurch in hohem Maße das Ausmaß der Bedrohung.
Die kollektive Verleugnung steht sowohl individuellem als auch politischem Handeln im Weg. Psychologische Mechanismen, die einer Verhaltensänderung und politischem Handeln entgegenstehen, müssen aufgedeckt, kommuniziert und überwunden werden. Die Schülerinnen der Fridays-for-Future-Bewegung haben den Mut sich dieser Angst zu stellen und auf Missstände hinzuweisen. Die Gegenwehr auf die Proteste ist psychologisch gut zu verstehen. Daher werden wir, die sich der existenziellen Krise bewusst sind, andere unterstützen, ein individuelles und kollektives Problembewusstsein zu schaffen und auszuhalten. - Menschen zu Verhaltensänderungen in Richtung eines zunehmenden Umwelt- und Klimabewusstseins zu bewegen, ist ein psychologisches Problem. Was einem Aktiv-Werden im Wege steht, sind oft Gewohnheit und das Gefühl, keinerlei Kontrolle zu haben und nichts bewirken zu können. Wir können den Menschen zu mehr Selbsteffizienz, Handlungskontrolle und Selbstwirksamkeitsgefühlen verhelfen und die Verantwortungsdiffusion reduzieren.
- Das Bewusstwerden der Brisanz der Klimakrise und ökologischen Krise kann Symptome bis hin zur psychischen Störung hervorrufen. Darauf müssen wir uns als Berufsgruppe vorbereiten. Es kann zu intensiven, als überwältigend erlebten Gefühlen kommen, die in Handlungsunfähigkeit und psychischen Störungen resultieren können. Ohne ein politisches Einlenken zu mehr Klimaschutz werden in den kommenden Jahren jedoch die Lehren der Umweltpsychologie besondere Brisanz erfahren.
- Der Zustand der Umwelt wirkt sich auf komplexe Weise auf unser Erleben, Verhalten und die Gesundheit aus. Diverse Studien weisen auf erhöhte psychische und körperliche Belastungen nach Extremwetterereignissen bzw. Verlust der gewohnten Lebensumgebung hin. Die weltweiten, aber auch nationalen Behandlungskapazitäten um eine solche Krise zu bewältigen, sind aktuell nicht gegeben und müssen geschaffen werden.
Als Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen ist es unsere Aufgabe die Gesundheit der Menschen zu erhalten und ihnen zu helfen mit Belastungen zurecht zu kommen, Entwicklung zu bahnen und zu fördern. Die Zukunft und das Wohlergehen unserer und zukünftiger Generationen sind bedroht, diese Bedrohung ist ohne politisches Handeln nicht zu überwinden.
Wir alle haben ein Recht auf psychische Gesundheit (Art. 25 Declaration of Human Rights, Art. 12 International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights).
Die Anliegen der demonstrierenden Menschen sind berechtigt und gut begründet. Sie beruhen auf gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen (vgl. Scientists4Future). Die derzeitigen Maßnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz reichen bei weitem nicht aus und müssen zeitnah erheblich ausgeweitet werden.
Als Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen unterstreichen wir daher nachdrücklich die Forderungen der Fridays-for-Future-Bewegung nach einem schnellen und konsequenten Handeln und einem grundsätzlichen klimapolitischen und gesellschaftlichen Paradigmenwechsel. Die Ziele des Pariser Abkommens müssen eingehalten werden.
Wir nehmen unsere persönliche und professionelle Verantwortung wahr, wollen den Druck auf die Entscheidungsträger*innen erhöhen und sie zum schnellen Handeln bewegen.
Unterzeichner*innen:
4.408 Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen aus 22 Ländern haben die Stellungnahme unterzeichnet
(Stand: 09.03.2020).
Quellen:
- Brick, C. & van der Linden, S. (2018) „Yawning at the apocalypse”. In: The Psychologist, 31, 30-35. British Psychological Society
- James, P., Iyer, A. & Webb, T.L. “The impact of post-migration stressors on refugees ́ emotional distress and health: A longitudinal analysis”. In: European Journal of Social Psychology, 16.04.2019
- Lequertier, B., Simcock, G., Cobham, V.E., Kildea, S. & King, S. “Infant Behavior and Competence Following Prenatal Exposure to a Natural Disaster: The QF2011 Queensland Flood Study”. In: Infancy, Vol. 24, Issue 3, 06.03.2019
- Lertzman, R. (2014) “Breaking the Climate Fear Taboo. Why feelings matter for our climate change communications”, Sightline Institute (www.sightline.org)
- Lertzman, R. (2015) “Environmental Melancholia. Psychoanalytic dimensions of engagement”. Routledge, 1. Aufl.
- Lertzman, R. (2017) “How Can We Talk About Global Warming?”. In: Sierra Magazin, 19.07.2017
- Lowe, S.R., McGrath, J.A., Young, M.N., Kwok, R.K., Engel, L.S., Galea, S. & Sandler, D.P. “Cumulative Disaster Exposure and Mental and Physical Health Symptoms Among a Large Sample of Gulf Coast Residents”. In: Journal of Traumatic Stress, Vol. 32, Issue 2, 26.03.2019
- Nomura, Y., Davey, K., Pehme, P.M., Finik, J., Glover, V., Zhang, W., Huang, Y., Buthmann, J., Dana, K., Yoshida, S., Tsuchiya, K.J., Bo Li, X. & Ham, J. “Influence of in utero exposure to maternal depression and natural disaster-related stress on infant temperament at 6 month: The children of Superstorm Sandy”. In: Infant Mental Health Journal, Vol. 40, Issue 2, 05.02.2019
- Poulsen, B. (2018) “On Mourning Climate Change. The psychological crisis that accompanies our changing climate”. In: Psychology Today, 16.12.2018
- Rhys Lim, J., Fisher Liu, B., Egnoto, M. & Roberts, H.A. “Individuals ́ religiosity and emotional coping in response to disasters”. In: Journal of Contingencies and Crisis Management, 17.04.2019
- Riederer, R. (2019) “The Other Kind Of Climate Denialism”. In: The New Yorker Van Valkengoed, A. & Steg, L. (2019): “Meta-analyses of factors motivating climate change adaptation behaviour”. In: Nature Climate Change 9, 158-163
- http://fridaysforfuture.de, 12.05.2019
- http://www.scientistsforfuture.org, 12.05.2019
- https://www.un.org/en/universal-declaration-human-rights/index.html, 12.05.2019
- https://www.ohchr.org/EN/ProfessionalInterest/Pages/CESCR.aspx, 12.05.2019
Regionalgruppen
- Aachen – aachen@psychologistsforfuture.org
- Baden-Baden/Rastatt/Bühl/Offenburg – mittelbaden@psychologistsforfuture.org
- Bamberg – oberfranken@psychologistsforfuture.org
- Berlin – berlin@psychologistsforfuture.org
- Bielefeld – bielefeld@psychologistsforfuture.org
- Region Bodensee – bodensee@psychologistsforfuture.org
- Bonn – bonn@psychologistsforfuture.org
- Braunschweig – braunschweig@psychologistsforfuture.org
- Bremen – bremen@psychologistsforfuture.org
- Coburg – oberfranken@psychologistsforfuture.org
- Dresden – dresden@psychologistsforfuture.org
- Düsseldorf – duesseldorf@psychologistsforfuture.org
- Freiburg – freiburg@psychologistsforfuture.org
- Görlitz – goerlitz@psychologistsforfuture.org
- Halle – halle@psychologistsforfuture.org
- Hamburg – hamburg@psychologistsforfuture.org
- Hamburg Bergedorf – hh-bergedorf@psychologistsforfuture.org
- Hannover – hannover@psychologistsforfuture.org
- Heidelberg – heidelberg@psychologistsforfuture.org
- Jena – jena@psychologistsforfuture.org
- Karlsruhe-Landau – karlsruhe-landau@psychologistsforfuture.org
- Kassel – kassel@psychologistsforfuture.org
- Köln – koeln@psychologistsforfuture.org
- Kreis Soest – kreis-soest@psychologistsforfuture.org
- Leipzig – leipzig@psychologistsforfuture.org
- Main-Kinzig-Kreis – mkk@psychologistsforfuture.org
- Mainz – mainz@psychologistsforfuture.org
- Mecklenburg-Vorpommern– mv@psychologistsforfuture.org
- München – muenchen@psychologistsforfuture.org
- Münster – muenster@psychologistsforfuture.org
- Nürnberg-Fürth-Erlangen – nuernberg@psychologistsforfuture.org
- Oldenburg – oldenburg@psychologistsforfuture.org
- Osnabrück – osnabrueck@psychologistsforfuture.org
- Regensburg– regensburg@psychologistsforfuture.org
- Rhein-Main-Gebiet (ehemals Region Ffm) – rhein-main@psychologistsforfuture.org
- Ruhrgebiet – ruhrgebiet@psychologistsforfuture.org
- Stuttgart – stuttgart@psychologistsforfuture.org
- Trier – trier@psychologistsforfuture.org
- Tübingen – tuebingen@psychologistsforfuture.org
- Ulm – ulm@psychologistsforfuture.org
- Würzburg – wuerzburg@psychologistsforfuture.org
- Österreich – oesterreich@psychologistsforfuture.org
- Zentralschweiz – zentralschweiz@psychologistsforfuture.org