Umgang mit der Leugnung der Klimakrise

Themen wie die Klimakrise anzusprechen, kann Überwindung kosten, insbesondere wenn ich nicht weiß, wie mein*e Gesprächspartner*in darauf reagieren wird.

Wir empfehlen:

  • Sagt die Wahrheit.
  • Macht euch schlau. Wir wissen inzwischen recht gut, was in Gesprächen mit Wissenschaftsleuger*innen funktioniert und was nicht. Diesen Empfehlungen zu folgen, schont nicht nur die Nerven, sondern macht euch langfristig auch erfolgreicher.
  • Bleibt auf dem Boden. Mit unrealistischen Erwartungen an euch selbst und andere tut ihr niemandem einen Gefallen, sondern erschöpft euch nur, ohne deshalb mehr zu erreichen.

Ihr findet im Folgenden einige interessante Materialien.

Widerlegen, aber richtig!

Cook, J. & Lewandowsky, S.: Widerlegen, aber richtig. Originalausgabe: The Debunking Handbook 
Übersetzung von Bärbel Winkler und Oliver Marchand

Dieses Handbuch erläutert fundiert die wichtigsten Stolperfallen, die es zu vermeiden gilt, wenn man gegen Gerüchte und Falschinformationen zu Felde zieht, und gibt fundierte Handlungsempfehlungen:

  • „Zentrale Fakten – eine Widerlegung muss die Fakten betonen, nicht die Falschinformation. Beschränken Sie sich auf die wichtigsten Fakten, um den Bumerang-Effekt der Informationsüberladung zu verhindern.
  • Eindeutige Warnungen – bevor ein Gerücht überhaupt erwähnt wird, sollte durch Text oder visuelle hinweise davor gewarnt werden, dass die nachfolgende Information falsch ist.
  • Alternative Erklärung – wenn die Widerlegung Lücken hinterlässt, müssen diese wieder gefüllt werden. Dies kann dadurch erreicht werden, dass eine alternative ursächliche Erklärung dafür geliefert wird, warum das Gerücht falsch ist und – wenn gewünscht – warum das Gerücht überhaupt verbreitet wurde.
    Grafiken – wann immer möglich, sollten die Kernaussagen grafisch dargestellt werden.“

Das Handbuch ist in 13 Sprachen verfügbar (Stand Juli 2019).

Link zur deutschen aktualisierten Ausgabe von 2020

Strategien gegen Wissenschaftsleugnung

Wissenschaftsleugner*innen stellen den wissenschaftliche Konsens in Frage und verbreiten Fehlinformationen. Philipp Schmid und Cornelia Betsch haben verschiedene Experimente durchgeführt und diese dann einer Meta-Analyse unterzogen, um wirksame Widerlegungsstrategien zu identifizieren. Wenn es darum ging, die Einstellung zu von der Wissenschaft empfohlenen Verhaltensweisen verändern, zeigte sich in allen Experimenten, dass ein Ignorieren der Aussagen der Wissenschaftsleugnerinen einen negativen Einfluss hat.

Positive Effekte zeigten sich wenn die Fakten zum Thema vermittelt wurden und/oder Informationen zu den rhetorischen Techniken, die typischerweise bei der Leugnung wissenschaftlicher Erkenntnisse eingesetzt werden. Es kommt anscheinend nicht zwangsläufig zu massivem Gegenfeuer, wenn man in der Öffentlichkeit und in sensiblen Gruppen für eine Anerkennung des wissenschaftlichen Konsens ausspricht.

Prof. Harald Welzer erläutert in einem Gastbeitrag für klimafakten.de, warum es uns nicht weiterbringt, wenn wir bei der Kommunikation des Klimawandels primär ‚auf Zahlen, Diagramme und Negativszenarien’ setzen. Er sagt, wir sollten weniger darüber sprechen, was dem Klima nützt, und mehr darüber was gut für die Menschen ist.

Tipps von Experten wie Tim Guinee und Dr. Michael Mann für Gespräche über die Klimakrise fasst ein anderer englischsprachiger Beitrag zusammen:

Tipp 1: Betone, was sowohl Dir als auch deine*r Gesprächspartner*in wichtig ist. Sprich über die Auswirkungen des Klimawandels auf dieses gemeinsame Interesse.
Tipp 2: Mache deutlich, dass Du Dich am wissenschaftlichen Konsens orientierst. Humor kann sich auch dabei als hilfreich erweisen.
Tipp 3: Sei du selbst. Finde heraus, mit wem und wie Du am besten über die Klimakrise sprechen kannst.

„Confirmation Bias“

Warum laufen wir eigentlich alle tagtäglich Gefahr, Fehlinformationen aufzusitzen? Weil wir allem, was unsere Meinungen bestätigt, beängstigend unkritisch begegnen. Psycholog*innen nennen das ‚Confirmation Bias’.
Wir sind nicht annähernd so rational, wie wir meinen, sondern ganz im Gegenteil meist nur zu bereit, die Fakten unseren Meinungen anzupassen. Denn das Gegenteil, also unsere Meinung zu ändern, wenn wir neue Fakten bekommen, fällt uns erstaunlich schwer.

Wir wissen heute, das es nicht reicht, einfach nur die naturwissenschaftlichen Fakten immer wieder und noch einmal zu wiederholen. Was wir stattdessen tun sollten, sagen uns die Sozialwissenschaften:

Faktenbasierte Streitgespräche können kontraproduktiv sein, z.B. wenn das Leugnen der Klimakrise und die eigene Identität (also wie man sich selbst als Teil der Welt wahrnimmt) eng verbunden sind. Wenn dann jemand versucht, mich zur Akzeptanz des Klimawandels zu bewegen, werde ich das wahrscheinlich als Angriff auf meine Person werten und meinen Widerstand eher verstärken.
Es ist viel effektiver, über die Auswirkungen des Klimawandels auf etwas, das der*dem Gesprächspartner*in wichtig ist, zu sprechen als einfach nur über die Ursachen.

TIPP 1: Versuche im Gespräch zunächst herauszufinden, was deinem Gegenüber wichtig ist. Das können Personen, Orte oder Hobbys sein. Wenn du etwas gefunden hast, das euch beiden am Herzen liegt, kannst du deine Besorgnis darüber äußern, wie sich der Klimawandel darauf auswirken wird.

Wenn man große Herausforderungen oder Probleme anspricht, ohne gleichzeitig Lösungsmöglichkeiten anzubieten, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Probleme ignoriert oder geleugnet werden, da sie zu überwältigend sind.

TIPP 2: Rede immer auch über Lösungsansätze, wenn du das Problem ansprichst. Beachte dabei Tipp 1, d.h. beziehe dich auf etwas, das in euer beider Leben eine Rolle spielt. Das kann die Zukunft eurer Kinder sein oder die wirtschaftliche Entwicklung in eurer Region.