Die Umkehr des Prometheus

Der rettende Weg zu einem inneren Umwelt-Apriori

von Hans-Joachim Busch

Abstract. Allzu oft stoßen Warnungen vor und wissenschaftliche Einsichten zu ökologischen Schäden und deren weitreichenden Folgen immer noch auf taube Ohren. Das prometheische Prinzip rastlosen technischen und wirtschaftlichen Fortschritts ohne Rücksicht auf die Umwelt lässt sich nur sehr schwer aus den Köpfen der Menschen vertreiben. Daher werden hier zum einen die dafür verantwortlichen psychischen Blockaden untersucht; zum anderen geht es um die Möglichkeiten ihrer Aufhebung, um eine innerlich stabile Motivation zu umweltbewusstem Handeln zu bewirken. Denn diese ist unerlässlich, soll es zu einer wirklichen Umkehr von uns Einzelnen und der spätmodernen Gesellschaft in ihrer Gesamtheit kommen. Die psychischen Bedürfnisse dafür, das wird gezeigt, sind vorhanden. Sie können geweckt werden und vermögen, eine höhere psychische Gesundheit herbeizuführen. Es geht dabei auch um ein Beziehungsproblem: Eine neue Qualität der menschlichen Beziehung zur Umwelt ist der Schlüssel, um uns und kommenden Generationen eine gut verträgliche Welt zu bewahren.

In einfachen Worten. Die Menschen machen mit der Welt, was sie wollen. Sie nehmen dabei keine Rücksicht. Das zerstört unsere Lebensgrundlagen. Und das wird den Menschen nun mehr und mehr bewusst, was ein ungutes Gefühl hervorruft. Viele tun deshalb so, als gäbe es das Problem nicht. Sie blenden es aus, damit sie sich besser fühlen können. Im Beitrag wird ein Weg dargestellt, wie Menschen ein besseres Verhältnis zur Umwelt entwickeln können. Dazu gehört es, die Umwelt als Partnerin wie in einer Liebesbeziehung zu betrachten. Wir können sie nicht einfach wechseln und wir sind von ihr abhängig. Wir können nicht ohne sie leben. Wir müssen verstehen, wie schön und wichtig sie für uns ist. Erst dann gelingt es uns, sie besser zu behandeln.

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Illustration: Jai Wanigesinghe

Hans-Joachim Busch, apl. Prof. Dr. phil., ist Diplom-Soziologe, Diplom-Supervisor (DGSv), Supervisor und Coach. Bis 2016 war er Hochschullehrer für Soziologie mit dem Schwerpunkt Sozialpsychologie am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main und wissenschaftlicher Angestellter des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt am Main. Er ist langjähriger Sprecher des Arbeitskreises Politische Psychologie (DVPW) und veröffentlichte zahlreiche Publikationen zur sozialpsychologischen Gegenwartsdiagnose, zur psychoanalytischen Sozialpsychologie und zur politischen Psychologie.

DOI: https://doi.org/10.30820/9783837978018-209